Beratungsgespräche, Konferenzen, Klassenfahrten, zentrale Prüfungen, herausfordernde Schüler*innen – die Liste ließe sich beliebig erweitern und man hätte Korrekturbelastungen und den ganz normalen Unterricht in Klassen mit zum Teil 30 Lernenden noch gar nicht erwähnt.
Immer mehr Lehrende haben nicht mehr genug Energie, um ihren einstigen Traumberuf auszuüben und schmeißen trotz Verbeamtung und sicherer Pension „die Brocken“ hin. 2023 waren dies nach
Informationen des WDR in Nordrhein-Westfalen 930 Lehrkräfte, dies sind 16% mehr als im Jahr 2022. Insgesamt hat sich die Zahl der Kündigungen in den letzten 10 Jahren verdreifacht.
Wer nicht durch Kündigung die Reißleine zieht, macht häufig überlastet weiter und läuft nicht selten geradewegs in den „Burnout“.
An diesem Punkt angekommen, fallen die betroffenen Personen meist viele Wochen bis Monate aus. Vertretungskräfte zu finden ist nicht leicht – verbleibende Kolleg*innen müssen die Mehrarbeit
kompensieren. Der Lösungsansatz der Landesregierung in NRW sieht eine Möglichkeit in der Kürzung von Teilzeitarbeit und nimmt den Lehrkräften eine der wenigen Optionen zur Selbstwirksamkeit.
Das Thema „Lehrer*innengesundheit“ spielt im Bereich Schule leider noch immer eine untergeordnete Rolle. In der freien Wirtschaft, in der die Arbeitsbedingungen sicher auch nicht immer wie Gold glänzen, ist man hier vielerorts schon einige Schritte weiter.
EAP (Employee Assistance Program) nennen sich Programme zur Gesundheitsförderung und -beratung von Angestellten durch externe Firmen.
Was steckt dahinter?
Insbesondere große, aber auch mittelständige Unternehmen haben mittlerweile Kooperationen mit speziellen Unternehmen, die im Bedarfsfall die Vermittlung von Ärzt*innen, Therapeut*innen, Heilpraktiker*innen etc. für die Mitarbeitenden übernehmen. Somit entfällt für die Mitarbeitenden die oft langwierige und frustrierende Suche nach einem geeigneten Therapieplatz und auch die Frage der Finanzierung ist von vornherein geklärt. Da die vermittelnden Unternehmen nicht nur auf Psychotherapeut*innen und Psycholog*innen mit Kassenzulassung zurückgreifen, sondern auch Heilpraktiker*innen für Psychotherapie einschließen, ergibt sich eine deutlich schnellere Versorgung der Angestellten.
Und was ist mit Schule?
Hier obliegt die Gesundheitsfürsorge insbesondere der Schulleitung. Diese kann z.B. über entsprechende Fortbildungsmaßnahmen erfolgen. Leider führen Termin- und Themendichte häufig dazu, dass die Themen Lehrer*innengesundheit und Entlastung auch auf Fortbildungstagen in den Hintergrund treten, da andere Themen „abzuarbeiten“ sind. Dies sendet insbesondere in die Kollegien ein in zweierlei Hinsicht fatales Signal aus:
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entsteht der Eindruck, dass das Thema Lehrer*innengesundheit eine untergeordnete Bedeutung hat.
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fühlen sich Lehrkräfte in ihrer Belastung wenig ernst- und kaum wahrgenommen.
Frust, Rückzug oder Aggression (zumeist passiv) können die Folge sein. Das dies alles andere als gesundheitsförderlich ist, liegt auf der Hand.
Berufliches Coaching kann Helfen!
Schon die Ankündigung eines Fortbildungstages zum Thema „Lehrer*innengesundheit“ sendet ein starkes Signal an die Kollegien aus, fühlen diese sich doch wahrgenommen und wertgeschätzt.
Hier gilt das einfache Motto: „Ihr tut oft so viel für andere Menschen, heute seid Ihr mal an der Reihe“.
Die Anzahl an Klassenarbeiten bzw. Klausuren kann kein Fortbildungsangebot reduzieren, ebenso wenig die Höchstzahl an Schüler*innen pro Klasse.
Fortbildungsangebote wie „Mentale Fitness im Kollegium - Coaching Lehrergesundheit“ setzen bei der Einstellung und den Perspektiven,
aus denen Dinge wahrgenommen werden, an. Schon das gezielte Hinterfragen von hinderlichen Glaubenssätzen („Mein Unterricht muss immer perfekt vorbereitet sein“), kann zur Stressminderung
beitragen.
Ebenso die Abwendung von negativen Sichtweisen wie, „Es sind zu viele Schüler*innen in meiner Klasse, ich kann niemandem mehr gerecht werden“ hin zur Fokussierung auf die positiven Aspekte des Berufs, „Ich habe es geschafft, einige meiner Schüler*innen für ein bestimmtes Thema zu begeistern“. Es ist eben oftmals unsere subjektive Wahrnehmung, die uns das Leben schwer macht.