Ein Gefühl ist etwas anderes als ein Gedanke, das ist wohl den meisten von uns bewusst. Eine Handlung ist etwas anderes als ein Gefühl oder Gedanke - na klar, auch das leuchtet uns ein. Dennoch hängen diese drei Sphären miteinander zusammen. Das wird zum Beispiel deutlich, wenn wir uns vor Augen führen, dass wir mitunter aus einem Gefühl z.B. dem "Bauchgefühl" heraus handeln.
Und genau dieses Zusammenspiel kann mitunter problematisch werden, wenn uns stark negative Gefühle wie Angst oder Panik in bestimmte Handlungsmuster zwängen.
Nehmen wir zum Beispiel Jan. Er kann sein Studium nicht beenden, weil er vor einem Jahr eine Art "Panikanfall" in einer Prüfung bekam. Zunächst hatte er nur ein Schwindelgefühl, kurz darauf kamen Herzrasen und Atemnot dazu. In Todesangst verließ Jan fluchtartig den Prüfungsraum. Seinen Freunden berichtete er später, er wisse auch nicht, was los gewesen sei. Eine ärztliche Untersuchung kurz darauf ergab, dass Jan körperlich völlig gesund ist. Auch ein Zusammenhang mit Alkohol- oder Drogenkonsum wurde ausgeschlossen.
Was ist los mit Jan?
Jans Erleben während der Prüfung kann mit dem Begriff Panikattacke beschrieben werden. Solche anfallartigen Angstzustände können bei vielen psychischen Erkrankungen, wie z.B. Agoraphobien (Angst in Verkehrsmitteln, vor großen Plätzen, in Menschenmengen), sozialen Phobien (die Angst, sich vor Anderen peinlich zu benehmen) oder spezifischen Phobien (Angst vor Spritzen, Spinnen, Zahnarzt etc.) vorkommen.
Was passiert genau?
Von zentraler Bedeutung sind die Gedanken, die in bestimmten Situationen, meist nicht bewusst, in unseren Kopf kommen. Bei Jan könnten das z.B. Gedanken gewesen sein wie: "Was ist, wenn etwas Schlimmes passiert und ich jetzt ohnmächtig werde?" oder "Was ist, wenn mir schlecht wird und ich muss mich übergeben?". Auch Fehlinterpretationen körperlicher Empfindungen wie Schwitzen, Herzklopfen etc. können sich zu einem Kreislauf der Angst hochschaukeln, aus dem ein Ausstieg ohne Übung sehr schwierig ist. Oftmals werden im Folgenden angstbesetzte Situationen vermieden. Jan kann z.B. sein Studium nicht beenden, da er Prüfungssituationen inzwischen vermeidet.
Wo setzt therapeutische Hilfe an?
Neben der Analyse von angstauslösenden Situationen und damit verbundenen Gefühlen setzen kognitive Therapien bei den wenig hilfreichen Gedanken, Überzeugungen und Glaubenssätzen an. Diese werden einer sorgfältigen Realitätsprüfung unterzogen und systematisch hinterfragt. In Jans Fall könnte das so aussehen: "Ist Dir schon einmal etwas Schlimmes passiert?" oder "Was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn du Dichwährend der Prüfung übergeben musst?". Ziel ist es also, verzerrte Gedankenmuster zu ordnen und hilfreich umzustrukturieren. Im nächsten Schritt erfolgt oft eine Konfrontation mit der angstbesetzten Situation. Jan würde also gegen seinen inneren Widerstand eine Prüfung aufsuchen (z.B. Simulationsübung) und lernen, dass die Situation bald ihren Schrecken verliert, wenn er die neu strukturierten Gedankenmuster und ggf. erworbene Entspannungstechniken einsetzt.
Denken, Fühlen und Handeln stehen also in einem unmittelbaren Zusammenhang und beeinflussen sich wechselseitig. Dies kann in der Therapie und im Coaching sehr gewinnbringend genutzt werden!