Wenn uns die Haare zu lang geworden sind, gehen wir zum Friseur. Wenn wir Schmerzen empfinden, gehen wir zum Arzt, vielleicht auch zur Physiotherapie. Wenn wir uns traurig und deprimiert fühlen oder uns etwas ängstigt, gehen wir...nicht zur Psychotherapie. Jedenfalls nicht direkt und auch nicht alle. Dabei sind laut Studien jährlich in Deutschland ca. 28% der erwachsenen Bevölkerung von einer psychischen Erkrankung betroffen. Angsterkrankungen und depressive Verstimmungen liegen dabei ganz vorne.
Warum ist das so?
Nun, die wesentlichen Gründe liegen auf der Hand. Scham und vermeintliche Stigmatisierung durch das soziale Umfeld bilden für viele eine große und nur langsam zu überwindende Hürde auf der Suche nach Hilfe. Statt ganz selbstverständlich und selbstbewusst zu sagen: „Ja, ich habe psychische Probleme und Ich unternehme etwas, damit sich das ändert!“, machen viele die Probleme mit sich selbst aus, sozusagen im stillen Kämmerlein. Leider kommen dann häufig auch noch Schwierigkeiten mit Suchtmitteln (Alkohol, Cannabis, Tabletten etc.) dazu, die den Genesungsprozess erschweren.
Was unternehmen?
Schon bei ersten verdächtigen Anzeichen, wie z.B. Vermeidungsverhalten von bestimmten Situationen oder depressiver Verstimmung über mehr als eine Woche nach professioneller Hilfe suchen! Dabei ist es wichtig, sich Unterstützung zu holen. Hausärzte, Verwandte, Telefonberatung etc. können hierbei helfen. Wichtig ist es nicht nur einen Termin zu bekommen, sondern auch die für einen selber geeignete Therapieform zu finden. Kognitive Verhaltenstherapie gilt heute als besonders wirksam bei vielen Störungsbildern. Hierbei stehen die Analyse und Identifikation von ungünstigen Denk- und Verhaltensmustern sowie deren Umstrukturierung im Vordergrund. Es gibt viele weitere Therapieformen, die je nach Problemlage erfolgreich sein können. Tiefenpsychologische Verfahren decken tief verwurzelte Konflikte auf, spezielle Traumatherapien (z.B. EMDR) kommen oft bei Posttraumatischen Belastungsstörungen zum Einsatz, lösungsorientierte Kurztherapie kann einen schnellen und ökonomischen Einstieg in den Gesundungsprozess bieten.
Mental Coaching - Nur Mut!
Wer es schafft, die Einstellung „Psychotherapie – na und!“ schnellstmöglich zu verinnerlichen, hat bereits einen großen Schritt auf der Wanderung in die richtige Richtung gemacht! Das Erfahren von Selbstwirksamkeit ist ein entscheidender Faktor im gesamten Gesundungsprozess, der nicht selten auch einen persönlichen Reifungsprozess zur Folge hat. Eine lohnende Wanderung!
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